Komfort für Radler beim Ampelstopp
Der Ampelgriff

1. Ausgangssituation
Es ist für Radler immer wieder ärgerlich, wenn sie vor roten Ampeln absteigen müssen. Dass sie das ungern tun, sieht man häufig an den Ampelmasten selbst. Um nicht absteigen zu müssen, halten sie sich oft an den Ampelmasten selbst fest, so dass diese an entsprechender Stelle oft "abgegriffen" und blank sind. Es ist aber aus ergonomischen Gründen (der zu große Durchmesser des Mastes) und auch wegen der meist sehr kalten Temperatur des Mastes nicht angenehm, sich an einem Stahlmast anzulehnen. Ein Ampelgriff aus Kunststoff, in der korrekten Höhe angebracht, stellt also einen großen Komfortgewinn für den Radfahrer dar.
Mit dem Ampelgriff kann keine fahrradgerechte Verkehrsplanung ersetzt werden, sondern er stellt eine Maßnahme dar, den Komfort für die Radfahrer zu verbssern.
2. Projektdurchführung
Der Ampelgriff wurde ursprünglich im Jahr 2000 in der Stadt Marl vom Städteplaner Dr. Jürgen Göttsche entwickelt. Er ist aus Kunststoff und in einem auffälligem Gelb. Eine Montageschablone hilft bei der fachgerechten Montage der Griffe an Ampelmasten. Nur durch eine Anschubfinanzierung der Firmen Schwalbe Fahrradreifen (www.schwalbe.com), Stöhr Fahrradgaragen (www.fahrradgaragen.de) und dem Webarkaden Vertriebsbüro (www.webarkaden.de) konnte der Ampelgriff realisiert werden. Er wurde am Anfang in Privatinitiative vertrieben. Es zeigte sich aber, dass längerfristig ein institutioneller Träger eher in der Lage ist, den Ampelgriff weiter zu verbreiten. Diese Aufgabe hat 2005 der VSF e.V. übernommen und liefert seither die Ampelgriffe deutschlandweit und ins benachbarte Ausland.
Der Start zum Vertrieb des Ampelgriffs über den VSF e.V. wurde aus den Vereinsbeiträgen der VSF-Mitglieder finanziert. Als erste Aktivität zur Erhöhung der öffentlichen Wahrnehmung des Ampelgriffs wurde die Aktion "VSF-Betriebe beschenken die Republik" im Rahmen des 20. Geburtstags des VSF e.V. im Jahr 2005 durchgeführt. Hierbei haben bundesweit die VSF-Betriebe vor Ort ihren Kommunen eine Reihe von Ampelgriffen kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dadurch entstandene Publizität führte dazu, dass es eine verstärkte Nachfrage nach dem Ampelgriff gab. Die Internetseite www.ampelgriff.de spielt bei der Verbreitung des Ampelgriffs eine wichtige Rolle, weil hier sowohl Fotos des Ampelgriffs verfügbar sind, sowie auch zugleich ein Überblick darüber geboten wird, wo es bereits Ampelgriffe gibt. So ist es leichter möglich, auch evtl. Skeptiker für den Ampelgriff zu gewinnen.
3. Aktueller Stand
Seit der Entwicklung des Ampelgriffs wurden mehrere Tausend Stück in Deutschland montiert. Teilweise konnten auch Sponsoren gewonnen werden, die im Zusammenhang mit dem Anbringen eines Ampelgriffs Werbemöglichkeiten nutzen.Der VSF-Ampelgriff wird in der Regel von den Kommunen angebracht. Häufig sind es aber auch private Stifter, die den Kommunen Ampelgriffe schenken.
Das Ziel ist eine weitere, flächendeckende Verbreitung, wo immer
ein Bedarf durch die Radfahrer besteht.
Technisch ist der Ampelgriff ausgereift. Er kann an den Masten so
montiert werden, dass er weitgehend weder Diebstahl noch
Vandalismus ausgesetzt ist. Von Außen sind keine demontierbare
Schrauben als Angriffspunkt vorhanden. Durch seine runden Formen
ist ein Verletzungsrisiko mit dem Ampelgriff extrem
unwahrscheinlich und dem Projektträger bisher noch in keinem
Einzelfall bekannt geworden.
Allerdings gibt es vor Ort teilweise verschiedene Probleme, die die
Verbreitung des Ampelgriffs behindern. Zunächst einmal sind
Ampelmasten häufig an recht willkürlichen Stellen an einer Kreuzung
positioniert. Damit die Montage eines Ampelgriffs aber sinnvoll und
gefahrlos ist, muss er so stehen, dass der sich am Ampelgriff
festhaltende Radfahrer keine anderen Verkehrsteilnehmer (z.B.
Fußgänger) behindert und natürlich auch nicht den Fluss des
Fahrrad-Querverkehrs. Eine solche Positionierung ist an Kreuzungen
nicht immer gegeben. Weiterhin sind häufig Fragen der kommunalen
Zuständigkeit ein Verbreitungshemmnis. Vielfach gibt es
Reibungsverluste vor Ort, wenn zum Beispiel die politische Führung
Ampelgriffe zur Förderung des Radverkehrs anschafft, die Verwaltung
bzw. Straßenverkehrsämter diese Aktivitäten aber nicht aktiv
unterstützt.
In der Regel ist aber der Zuspruch der Bevölkerung zu dieser
kleinen Maßnahme zur Komforterhöhung für Radfahrer eindeutig
positiv. Verkehrspsychologisch ist der Ampelgriff deshalb sinnvoll,
weil er dem Radfahrer das Gefühl vermittelt, dass er als
Verkehrsteilnehmer gesehen und Ernst genommen wird.
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