Fahrradservice
Stadtweite, kostenlose Reparaturstationen

Ausgangssituation, Projektidee und ziele
Der Radverkehrsanteil Salzburgs (147.000 Einwohner) liegt je nach Berechnungsmethode zwischen 15 und 20% Anteil am Gesamtverkehr. Salzburg liegt damit an der Spitze der österreichischen Landeshauptstädte. Besonders im Stadtzentrum ist der Radverkehrsanteil hoch (ca. 35% kommen zum Einkaufen mit dem Rad). Aufgrund der hohen Mieten sind jedoch die Fahrradgeschäfte und Reparaturwerkstätten an den Altstadtrand abgewandert, d.h. bei Reparaturbedarf muss das Rad weit geschoben werden oder mit dem Auto abgeholt werden. Erst seit kurzem ist die Fahrradmitnahme in den Oberleitungsbussen außerhalb der Stosszeiten möglich.
Der Bedarf nach Fahrradserviceeinrichtungen wurde dadurch festgestellt, dass viele Mitarbeiter des Magistrats mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und immer wieder nach Werkzeug, Luftpumpe, Flickzeug zur Entlehnung gefragt wurde. Daraus ist die Idee entstanden, eine Servicestation einzurichten, die ohne Personalbedarf für alle Mitarbeiter der Stadt, aber auch für die radfahrenden Bürger zumindest während der Amtsstunden verfügbar sein sollte.
Durchführung
Phase 1 (Prototypaufstellung mit Testbetrieb): Das Projekt wurde vom Radverkehrskoordinator in Zusammenarbeit mit der Velorep-Fahrradwerkstatt (Projekt mit langzeitarbeitslosen Jugendlichen) gestartet. Nach der Prototypphase wurde eine weitere Firma hinzugezogen. Die von dieser Firma gelieferten Stationen haben sich auf Dauer jedoch nicht bewährt, so dass nur mehr Stationen der Velorep-Fahrradwerkstatt eingebaut werden. Die Finanzierung erfolgt aus dem Radwegebudget der Stadt.
Der Prototyp wurde in Form eines E-Verteilerkastens ausgestattet mit Werkzeug, ausklappbaren Radaufhängearmen, Druckluftarmatur, Fahrradölspraydosen und Papierhandtuchhalter im Innenhof des Amtsgebäudes Faberstraße 11 und beim Schloss Mirabell von der Fa. Velorep installiert. Die Werkzeuge wurden mit Drahtseilen gegen Diebstahl gesichert.
Durch persönliche Benutzung und Beobachtung durch den
Radverkehrskoordinator und durch Rückmeldungen von Nutzern,
hauptsächlich Magistratsmitarbeitern und wurde die praktische
Anwendbarkeit überprüft. Dabei haben sich mehrere Probleme
ergeben:
- Nach häufiger Nutzung haben sich durch die unsachgemäße Verwendung die Drahtseile verwickelt und verknotet. Lösung: Es wurden Seileinzüge für die Werkzeuge und den Ölspender eingebaut.
- Die E-Verteilerkastentüren haben sich für die Dauernutzung als zu labil erwiesen. Lösung: Die Türen wurden gegen stabilere Edelstahltüren mit Magnetschließern ausgetauscht.
- Die Fahrradölspraydosen wurden zu exzessiv genutzt, was zu Bodenverschmutzung führte. Lösung: Die Spraydosen wurden gegen Ölspender mit dickflüssigerem Kettenöl getauscht. Am sensibleren Standort Schloss Mirabell wurde der Ölspender überhaupt entfernt.
- Die Papierhandtücher haben sich bei der Handreinigung nicht bewährt. Lösung: Anstelle der Papierhandtuchhalter wurden Halter für verpackte Feuchtreinigungstücher, wie sie in der Gastronomie verwendet werden, eingebaut. Diese bewähren sich sehr gut. Leider gibt es Personen mit ausgeprägter Sammelleidenschaft, sodass der Feuchttuchhalter schnell nach Auffüllung wieder leer ist (betrifft Standort Schloss Mirabell). Hier könnte eventuell eine Videoattrappe hilfreich sein.
- An einem Standort mit wenig sozialer Kontrolle wurden trotz Videoüberwachung die Werkzeuge gestohlen. Lösung: Standorte mit möglichst viel Personenfrequenz wählen oder eventuell die Servicestation während der Nacht schließen.
- Um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen, empfiehlt es sich, eine Servicetelefonnummer und die Lage der nächstgelegenen Servicestation anzubringen.
- Ideal ist, wenn in der Nähe der Station ein Schlauchautomat angebracht ist.
In der zweiten Phase erfolgte die Installation von weiteren drei verbesserten Servicestationen.
In der dritten Phase wurden Kooperationspartner aus der Wirtschaft gesucht. Dadurch wurde die Aufstellung von weiteren Radservicestationen an strategisch günstigen Standorten der Stadt ermöglicht.
Finanzierung
In den ersten Ausbaustufen wurden sämtliche personellen und
finanziellen Mittel für die Anschaffung und den Betrieb der
Radservicestationen von der Stadt gestellt.
Für den weiteren Ausbau konnte die Fa. Progress Außenwerbung GmbH
als Partner gewonnen werden. Die Fa. Progress übernimmt die
Einholung der erforderlichen Bewilligungen, die Aufstellung und
Reinigung der Stationen und die Finanzierung dieser Leistungen.
Die Wartung wird im Auftrag der Stadt vom
Jugendbeschäftigungsprojekt Velorep übernommen.
Aktueller Stand und Ausblick
In den ersten beiden Ausbaustufen wurden vier Radservicestationen errichtet, von denen drei öffentlich zugänglich sind. Die Rückmeldungen der Radfahrer sind sehr positiv. Die Servicestationen bringen eine wesentliche Komfortverbesserung für den Radverkehr. Vor allem die Servicestation beim zentralen Amtsgebäude Schloss Mirabell wird stark frequentiert (Zeichen dafür ist, dass die Dichtungen der Druckluftarmatur oft gewechselt werden müssen). Hier kann während der Amtsstunden im Bürgerservice Flickzeug entliehen werden, was rege genutzt wird.
2007 konnte mit der Progress Außenwerbung GmbH ein Kooperationspartner aus der Wirtschaft gefunden werden, mit dem die Self-Service-Stationen weiterentwickelt wurden. Dabei wurde die Servicestelle in eine Werbesäule integriert, was eine optische Aufwertung bringt und eine freistehende, gut sichtbare Aufstellung ermöglicht.
Seit Beginn dieser Kooperation wurden 6 weitere Servicestationen
errichtet und damit eine fast flächendeckende Versorgung erreicht.
Auch einige Privatfirmen konnten zur Errichtung von
Servicestationen auf ihrem Betriebsgelände animiert werden.
Als Ergänzung werden derzeit auch die Bewohnerservicestellen mit
guten Radpumpen, die an den Radständern befestigt werden,
ausgestattet.
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